Mittwoch, 12. April 2017
Die Bilanz nach einem Jahr: Ja, ich bin vergeben - und was ändert das jetzt?
Als ich diesen Blog begann, war ich verzweifelt. Den letzten Beitrag setzte ich ca. einen Monat, bevor ich meinen Freund kennenlernte. Das ist jetzt ein Jahr her, fast. Wir sind zusammen, nach wie vor. Und viele denken, dadurch müsste ich jetzt alles anders sehen, anders denken ... es ist nicht so.
Ja, ich bin vergeben. Ja, ich bin glücklich - meistens. Aber es gibt auch diese Schattenseite. Eine, die nicht an meinem Partner liegt, sondern an mir, und das ist mir bewusst. Ich hätte immer dieses Problem, egal, mit wem ich zusammen wäre. Denn obwohl ich das Glück habe, einen Mann gefunden zu haben, der viele meiner Ansichten teilt, löst die Tatsache, eine Beziehung zu führen, keine bedingungslose Euphorie in mir aus. Nach wie vor habe ich die Probleme, die ich auch vor meiner Beziehung hatte. Ich mag keine Zungenküsse. Mir geht es auf die Nerven, wenn man sich dauernd küsst oder wenn er ankommt und kuscheln will. Dass er mich am liebsten jeden Tag sehen würde, teile ich überhaupt nicht. Wenn wir uns treffen, stört mich der Hintergedanke, dass es wahrscheinlich wieder zu viel Körperkontakt kommen könnte. Unsere ersten Gespräche über das Zusammenziehen lösen in mir Freude und Angst gleichzeitig aus. Doch zu all dem möchte ich in einzelnen Abschnitt ausführlicher berichten. Denn auch, wenn ich einen Freund habe, heißt das nicht, dass meine Welt jetzt "super" ist.

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Sonntag, 1. Mai 2016
Liebe rund um die Uhr, aber nur in einigen Stunden?
Wer zusammen ist, der liebt einander - im Idealfall. Und von diesem Idealfall gehen wir jetzt mal aus. Doch wie drückt sich diese Liebe aus?
Eine Grundeinstellung, die ich bei meinen Eltern erlebt habe und die ich bis heute teile, ist: Man liebt sich nicht mehr, je mehr man sich sieht. Es ist für mich - auch in Anbetracht der Freiheiten, die man einander lassen sollte - durchaus normal, den Partner, wenn man noch nicht gemeinsam lebt, zwei oder drei Tage nicht zu sehen, mit ihm "nur" zu schreiben oder zu telefonieren.
Für viele mag der Gedanke befremdlich sein. Klar, wenn man sich irgendwann entschieden hat, zusammenzuziehen, sieht es freilich anders aus - man sieht sich logischerweise täglich. Doch auch dann wäre es für mich undenkbar, 24 Stunden 7 Tage die Woche miteinander zu verbringen. Die Stunden, die man voneinaner getrennt ist, weil jeder seiner Arbeit nachgeht, mögen ja vielen noch logisch und unumgänglich erscheinen. Was für mich genauso logisch und unumgänglich ist: jeder von beiden können sich auch einmal mit Freunden treffen, wenn der andere nicht dabei ist.
Man braucht Freiraum, man muss doch noch etwas anderes sehen als den Partner. Wer einen wunderbaren Abend mit seinen engsten Freunden nicht genießen kann, weil sein Partner nicht anwesend ist, macht sich in meinen Augen zu abhängig voneinander. Wer den anderen nicht allein aus dem Haus lässt, übt einen Kontrollwunsch aus, der auf die Dauer unglücklich macht - auf beiden Seiten. Liebe wird doch nicht dadurch bewiesen, dass man sich nicht aus den Augen lässt! Im Gegenteil: der größte Beweis für wirklich echte Liebe ist doch, wenn man dem anderen Vertrauen schenken kann und sich freut, wenn man einander wiedersieht!

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Sich Zeit lassen, ein fast vergessener Wert
"Du, ich hab da letzte Woche jemanden kennengelernt, der ist soooo toll - wir sind jetzt seit gestern zusammen!"

Sätze wie dieser dringen einem andauernd in die Ohren. Gut, zugegeben, es gibt sowohl die Liebe auf den ersten Blick als auch den allerersten Kuss beim ersten Date. Das hatte ich selbst auch schon. Doch ist der erste Kuss, wie schnell auch immer er ging, auch die Freikarte? Oft habe ich das Gefühl, dass die meisten denken: wenn man sich einmal geküsst hat, dann kann es ja bald weitergehen.
Die Zeit zwischen dem ersten Kennenlernen, dem ersten Kuss, dem ersten Kuscheln, dem ersten Mal und dem Zusammenziehen variiert von Paar zu Paar. Das ist natürlich und richtig so. Allerdings rückt dieses Variieren immer dichter zusammen, immer mehr Paare ähneln sich in der Kürze dieser Abfolge. Und dann ist da das große Erstaunen:
"Was, die da haben sich noch nicht geküsst?"
"Echt, X und Y haben nach einem halben Jahr noch immer nicht miteinander geschlafen?"
Ich kenne ein Paar, das ist nun fast ein Jahr zusammen. Ihre Kennenlernphase zog sich zwei Jahre lang hin, bevor sie sich ihr Interesse füreinander eingestanden. Sie waren bereits miteinander im Urlaub, besuchen sich regelmäßig für mehrere Tage, sehen sich fast täglich. Sie sind bisher nicht über die "Stufe des Küssens" hinaus. Sie braucht Zeit, er gibt sie ihr. Sie sprechen offen über das Thema Sex. Und sie sind glücklich.

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"Ist ja langweilig ..."
In der Zeit der Hektik und Gehetztheit, der Rastlosigkeit und Unruhe, legt sich dieser Lebensstil oft auch auf die Beziehungen. Das Wunsch nach "viel" und "mehr" ist allgegenwärtig - auch in der Liebe. Immer etwas Neues, etwas Aufregendes, etwas Besonderes. Anderen stolz sagen zu können, dass die eigene Beziehung aufregend und spontan ist. Das sind die Anforderungen, das ist der innere Druck, unter dem nahezu jeder steht. Wenn dann - egal wo oder mit wem - über den ganz normalen, total unaufregenden Geschlechtsverkehr gesprochen wird oder über einen einfachen Kuss, kommt oft das große Entsetzen:
"Was, einfach nur ganz langweilig?"
"Das ist ja gar keine Abwechslung!"
"Da kann dann ja nicht viel Leidenschaft in der Beziehung sein."
Alle sprechen solche Gedanken aus. Aber sie fragen sich nie: Was für mich dazugehört, muss das denn für jeden dazugehören?

Die Grundlage einer Partnerschaft besteht doch darin, dass man sich ungezwungen und angenommen fühlt, dass man vertraut und liebt. Sollte man nicht die Qualität einer Beziehung daran ausmachen, statt an solchen Nebensächlichkeiten? Und, vielmehr noch: kann eine "langweilige" Beziehung nicht eine richtig gute sein? Muss eine Beziehung immer aus Aufregung bestehen? Das Beständige, in dem trotzdem genug Raum für Freiheiten besteht, für Spontanität und natürlich für Liebe, das ist doch das wahre Glück - oder etwa nicht?

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