Sonntag, 1. Mai 2016
Liebe rund um die Uhr, aber nur in einigen Stunden?
Wer zusammen ist, der liebt einander - im Idealfall. Und von diesem Idealfall gehen wir jetzt mal aus. Doch wie drückt sich diese Liebe aus?
Eine Grundeinstellung, die ich bei meinen Eltern erlebt habe und die ich bis heute teile, ist: Man liebt sich nicht mehr, je mehr man sich sieht. Es ist für mich - auch in Anbetracht der Freiheiten, die man einander lassen sollte - durchaus normal, den Partner, wenn man noch nicht gemeinsam lebt, zwei oder drei Tage nicht zu sehen, mit ihm "nur" zu schreiben oder zu telefonieren.
Für viele mag der Gedanke befremdlich sein. Klar, wenn man sich irgendwann entschieden hat, zusammenzuziehen, sieht es freilich anders aus - man sieht sich logischerweise täglich. Doch auch dann wäre es für mich undenkbar, 24 Stunden 7 Tage die Woche miteinander zu verbringen. Die Stunden, die man voneinaner getrennt ist, weil jeder seiner Arbeit nachgeht, mögen ja vielen noch logisch und unumgänglich erscheinen. Was für mich genauso logisch und unumgänglich ist: jeder von beiden können sich auch einmal mit Freunden treffen, wenn der andere nicht dabei ist.
Man braucht Freiraum, man muss doch noch etwas anderes sehen als den Partner. Wer einen wunderbaren Abend mit seinen engsten Freunden nicht genießen kann, weil sein Partner nicht anwesend ist, macht sich in meinen Augen zu abhängig voneinander. Wer den anderen nicht allein aus dem Haus lässt, übt einen Kontrollwunsch aus, der auf die Dauer unglücklich macht - auf beiden Seiten. Liebe wird doch nicht dadurch bewiesen, dass man sich nicht aus den Augen lässt! Im Gegenteil: der größte Beweis für wirklich echte Liebe ist doch, wenn man dem anderen Vertrauen schenken kann und sich freut, wenn man einander wiedersieht!

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Hallo! :-)
Ich gebe dir vollkommen Recht: Liebe zeigt sich nicht daran, 24/7 zusammen sein zu müssen, und nix mehr ohne den Anderen machen zu können usw. . Was aber für mich gar nicht stimmt, weil ich es anders erlebe: Wenn es "undenkbar" ist, 24/7 zusammen zu sein, stimmt in der Beziehung etwas nicht. Ich hatte auch zwei Jahre eine Fernbeziehung (800 km Entfernung) und natürlich habe ich meine Frau in der Zeit nicht weniger oder mehr geliebt, aber sie hat mir schon gefehlt, das ist ja klar. Mittlerweile wohnen wir zusammen und sind verheiratet und es ist für uns beide völlig okay, wenn der Andere etwas allein oder mit Freunden machen will, da würde keiner dem Anderen Steine in den Weg legen oder ihn überwachen, wenn er dann allein unterwegs ist. Das Ding bei uns beiden ist nur: Vieles macht uns zusammen einfach mehr Spaß. Wenn meine Frau mal was allein gemacht hat, kommt dann schon mal die Frage, ob ich das nächste Mal nicht mitkommen mag, weil dann alle mehr Spaß haben. Es ist für mich und meine Frau kein bißchen "undenkbar", 24/7 zusammen zu sein. Das heißt ja nicht automatisch, dass man dann alles zusammen macht. Ich kann auch gut ein Buch lesen, während meine Frau PC-Games spielt. Ich denke einfach: Wenn man wirklich zusammenpasst, "zusammengehört", dann gibt es nichts am Partner, was einen nervt oder zu viel ist oder was auch immer. Ich liebe meine Frau wie sie ist, ob sie nun gute oder schlechte Laune hat, ich muss nicht "das Weite suchen" um sie dann wieder "ertragen" zu können. Ein Treffen mit Freunden kann ich ohne sie genießen, warum auch nicht. Es würde sich aber auch nichts daran ändern, wenn sie dabei wäre.
Grüße!

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Im Punkt mit dem "nichts nervt" muss ich widersprechen - ich kenne kein Paar, bei dem nicht irgendwann mal irgendwas nervt oder aufregt. Wir sind alle Menschen, und zwei identische Menschen gibt es nicht, also kommt früher oder später eine Situation, in der eine Ansicht, ein Verhalten, eine Aussage etc. des Partner nervt oder stört. Das ist menschlich und alle Paare, die von sich behaupten, sie hätten das "nie", lügen oder haben keinen klaren Blick. Selbst Freunde untereinander, Eltern&Kind usw. nerven oder stören einander irgendwann mal. Entscheidend ist nur, wie man damit umgeht!! Natürlich wäre es falsch, Schuldzuweisungen zu machen, auseinanderzurennen oder den anderen abzulehnen. Klar muss man mit eben diesen Punkten umgehen, offen darüber sprechen, damit leben können, so wie du dies ja auch sagst. Man muss es akzeptieren, denn man selbst möchte auch voll akzeptiert werden. Zu einer Beziehung, die stimmt, gehört aber auch, dass man sich auch mal offen ins Gesicht sagen kann, was einen stört, nicht passt oder dass man gerade genervt ist oder war. Kann man das nicht, ist es keine Basis, denn wenn man mal einen ernsthaften, größeren Konflikt haben sollte, wie will man denn dann damit umgehen können? Man muss in der Lage sein, sich gegenseitig etwas zu sagen, was man nicht gut findet, aber anschließend muss dann auch gut sein.

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