Sonntag, 1. Mai 2016
"Ist ja langweilig ..."
In der Zeit der Hektik und Gehetztheit, der Rastlosigkeit und Unruhe, legt sich dieser Lebensstil oft auch auf die Beziehungen. Das Wunsch nach "viel" und "mehr" ist allgegenwärtig - auch in der Liebe. Immer etwas Neues, etwas Aufregendes, etwas Besonderes. Anderen stolz sagen zu können, dass die eigene Beziehung aufregend und spontan ist. Das sind die Anforderungen, das ist der innere Druck, unter dem nahezu jeder steht. Wenn dann - egal wo oder mit wem - über den ganz normalen, total unaufregenden Geschlechtsverkehr gesprochen wird oder über einen einfachen Kuss, kommt oft das große Entsetzen:
"Was, einfach nur ganz langweilig?"
"Das ist ja gar keine Abwechslung!"
"Da kann dann ja nicht viel Leidenschaft in der Beziehung sein."
Alle sprechen solche Gedanken aus. Aber sie fragen sich nie: Was für mich dazugehört, muss das denn für jeden dazugehören?

Die Grundlage einer Partnerschaft besteht doch darin, dass man sich ungezwungen und angenommen fühlt, dass man vertraut und liebt. Sollte man nicht die Qualität einer Beziehung daran ausmachen, statt an solchen Nebensächlichkeiten? Und, vielmehr noch: kann eine "langweilige" Beziehung nicht eine richtig gute sein? Muss eine Beziehung immer aus Aufregung bestehen? Das Beständige, in dem trotzdem genug Raum für Freiheiten besteht, für Spontanität und natürlich für Liebe, das ist doch das wahre Glück - oder etwa nicht?

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